Aus Viöl in (fast) die ganze Welt
Dass 1968 in Viöl eine Zweigstelle der eigentlich in Klausdorf bei Kiel ansässigen Firma entstand, war auch ein bisschen ein Zufall. Karl Putz war in den Besitz eines Grundstückes gelangt – und so feiert KD-Putz in diesem Herbst sein 50-jähriges Bestehen in Viöl. Als „Karl Putz, Ing.“ betrieb die Firma seit den späten 40er Jahren Handel und Reparatur von Bäckereimaschinen. Mit dem Fahrrad war Karl Putz, Großvater der heutigen Inhaberin Birgit, teilweise bis nach Dithmarschen unterwegs. Mit dem Grundstück in Viöl und dem Aufbau einer Produktionsstätte begann dann ein neues Kapitel in der Firmengeschichte. Den Betrieb in Viöl leitete Sohn Dieter. Dort entwickelte er einen Hebekipper für Knetbottiche, der dann auch in die Produktion ging. Schwerpunkt war unter anderem der Vertrieb einer Backblechreinigungsmaschine aus dänischer Produktion.
Der Diplomingenieur war sich sicher, dass eine technische Weiterentwicklung eine deutliche Verbesserung der Maschine möglich machen würde. „Ich kann das besser!“, soll er gesagt haben. Und tatsächlich kam 1973 die erste selbst entwickelte und hergestellte Backblechputzmaschine von „Karl + Dieter Putz, Ing.“ auf den Markt. Diese erste Maschine ging nach Neumünster und war dort bis 2006 beim Erstkunden im Einsatz. „Es gibt noch viele Anlagen, die seit über 30 Jahren ihren Dienst tun“, berichtet Birgit Putz nicht ohne Stolz. Seit 1998 ist die Wirtschaftsingenieurin Inhaberin und führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Techniker und Prokurist ist ihr Lebensgefährte, der Maschinenbauer Carsten Sperling. Schon 1987wurde der Handel aufgegeben. Es folgte die vollständige Konzentration auf die Produktion von Back- und Lochblechputzmaschinen, sowie Kühlboxen und Gärraumautomaten. Als richtige Erfolgsgeschichte sollte sich die Backblechputzmaschine erweisen. Sie ist nicht nur bei Bäcker Hansen in Viöl im Einsatz. Maschinen aus Viöl helfen in weiten Teilen der Weltin großen und kleinen Bäckereien.
Auf dem Grundstück im Osterende in Viöl stehen mittlerweile drei Produktionshallen. Neun Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung werden von Birgit Putz beschäftigt. Die Maschinen werden zum Teil direkt vertrieben, gehen zu einem großen Teil aber über Händler an die Abnehmer. Technik aus Viöl ist in Skandinavien, Polen, auf dem Baltikum und in den Benelux- Ländern genauso im Einsatz wie in Österreich, Schweiz sowie in Australien, Chile oder Nordamerika. Auch in Russland reinigt man mit Maschinen von der Arlau. KD-Putz e.K. ist auf der Internorga in Hamburg vertreten, ebensowie auf der IBA in München oder der Süd-Back in Stuttgart.
Für Deutschland wird eine Wartung der Maschinen angeboten. „Dafür beschäftigen wir gut ausgebildete Maschinenbauer“, erklärt Birgit Putz. Diese „Allrounder“ sind in der Lage, vor Ort selbstständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Ausgesprochen vielseitig müssen auch die Mitarbeiter in der Produktion sein. Wo immer möglich, werden Teile selbst hergestellt. Seit einiger Zeitwird zwar nicht mehr gedreht, aber die Zahnräder werden in der eigenen Werkstatt geschnitten. Bearbeitungsmaschinen auf dem neuesten Stand der Technik sind in den Produktionshallen im Einsatz. Da die eingesetzten Backbleche nicht EU-weit genormt sind – und schon gar nicht weltweit – muss jede Putzmaschine individuell mit unterschiedlichen Bürstengrößen ausgestattet werden. Auch die Oberflächenbeschichtung der Bleche findet Berücksichtigung. Und Fachleute wissen, dass randlose Bleche genauso im Einsatz sind wie zwei-und dreirandige. Auch dafür gibt es Lösungen. Und entsprechend lautet ein Satz im Firmenportrait: „Bei uns ist jede Maschine so individuell wie der Kunde, der sie einsetzt. Denn wir stellen Ihnen ihre persönliche KD-Backblechputzmaschine zusammen.“
Auch an weiteren Lösungen wird getüftelt. Zurzeit beschäftigt sich Carsten Sperling mit einer automatischen Beschickung der Backblechputzmaschinen. Diese Neuentwicklung führt die Bleche zu, die nach dem Durchlaufen der Maschine auch wieder gewendet werden. Dass die Bleche nach dem Reinigen mit einer Schicht Trennfett versehen werden, ist eine Selbstverständlichkeit für Maschinen aus Viöl. Etwa zwei Gramm Fett reichen für diesen sparsamen Vorgang aus. Nicht alle Leute, die im Osterende an dem Gebäude vorbeifahren, vermuten auf dem kleinen Grundstück so viel Hightech. Und nur wenige wissen, dass hier eine weltweit handelnde Firma tätig ist. Aus Viöl in (fast) die ganze Welt gehen Backblechputzmaschinen – bald bestimmt auch mit automatischer Beschickung. Im Herbst sind 50 Jahre in Viöl voll. Wenn es nach Birgit Putz geht, und sicher auch nach Vater Dieter, dann dürfen es gerne noch ein paar Jahrzehnte mehr werden. (epu)
(gedruckt in der AMT VIÖL kompakt)